Wir sind keine 20 mehr. Manchmal leider, sehr oft aber auch Gott sei Dank. Doch die Frau, die erklärt, sie habe überhaupt kein Problem mit dem älter werden und den unweigerlich damit einhergehenden Verfallserscheinungen, redet sich die Situation schön. Wir sitzen alle im selben Boot, liebe Mit-Mit-Vierzigerinnen: Die Fassade bröckelt, der Sanierungsfonds ist aufgebraucht, das Fundament ist auch schon eingesunken und eine Generalsanierung ist teuer, ungewiss und medizinisch fragwürdig.

Also was tun? „In Würde altern?“ – Bitte nicht! Das Alter und die Würde beim gemeinsamen Abhängen – das ist eine spaßbefreite Kombination.

Ich altere nicht in Würde, dafür mit viel Spaß und an guten Tagen kann ich über die schwerkraftbedingten Baustellen an meinem Körper super hinwegsehen. Was mich wirklich stört, ist allerdings, dass das Leben so viel komplizierter wurde: Wo früher 10 stramme Burschen meine Kisten unaufgefordert ins Auto geschleppt haben, muss ich nunmehr eine Spedition bezahlen, der beste Restaurantplatz lässt sich nicht mehr mit einem Augenaufschlag ergattern und ich will gar nicht daran denken, warum ich in der Straßenbahn seit neuestem ungefragt einen Sitzplatz angeboten bekomme… Aber da mit den körperlichen Reizen offensichtlich nicht mehr in jeder Spielerliga zu punkten ist, trainiere ich den Geist – denn wer verfällt bitte nicht dem Charme einer älteren Lady mit Verve und Esprit? Zumindest zeitweise!