Let´s talk about…. Body positivity…
Body Positivity – ein neuer Trend, den findige Medien erfunden haben, um wieder einmal mit dem Frauenkörper Auflage und damit Gewinn zu machen. Nichts daran ist auch nur um ein Jota positiver als die mannigfaltigen Trends, mit denen der weibliche Körper in den Dekaden und Jahrhunderten davor zu einem gerade aktuellen Schönheitsideal geformt werden sollte.
Aerobic-Figur, athletische Rehbeine, abgemagerte Oberärmchen und jetzt halt wieder Rubens?
Was haben wir nicht schon alles mitgemacht: knackige Aerobic-Figur in pastellfarbenen Legwarmers, durch exzessives, „den Geist freimachendes“ Laufen geformte athletische Rehbeine, spindeldürren Junkie-Look und jetzt eben gesundheitsschädigende Rubens-Figur. Angeblich sei das sowieso viel sinnlicher als das Modell dürrer Hungerhaken und bei den Männern eh beliebter – ach, ja ich vergaß, auch im 21. Jahrhundert ist es Frauen noch wichtiger, einen Mann zu kriegen als den Nobelpreis, deshalb läuft „Bauer sucht Frau“, „Bachelor gesucht“ etc ja auch im Hauptabendprogramm…
Reichtums-Zellulitis zu Zeiten von Rubens
Der Stolz aufs Übergewicht ist aber ähnlich gefährlich wie auch schon die zur Schau gestellte Reichtums-Zellulitis zu Zeiten von Rubens: Fettleibigkeit ist nämlich kein ästhetisches, sondern ein gesundheitliches Problem. Und wenn ich in diversen Medien lese, dass Mädchen und Frauen „endlich“ zu ihren Kurven stehen können, bekomme ich einen mittelschweren Lachkrampf, wenn ich zeitgleich lese, dass Beauty-OPs nunmehr auch im Mainstream von 18-jährigen angekommen sind, die zwar selbstbewusst ihr Übergewicht zur Schau stellen, aber dafür mit ihrem Nasenspitzerl so unglücklich sind, dass sie zum Beauty-Doc rennen… Warum? Vielleicht weil sie ansonsten keinen „Bachelor“ heiraten, sondern selber machen müssen?
Abo beim Orthopäden und beim Internisten
Besser wäre es, ihnen ein Abo beim Orthopäden und beim Internisten zur Volljährigkeit zu schenken, denn weder Gelenke noch Zuckerwerte finden Body-Positivity trendy… Doch offenbar ist es heutzutage den Eltern völlig egal, ob ihr Nachwuchs das 40. Lebensjahr auf der Diabetes-Station verbringt – Hochglanzfotos von amputierten Gliedmaßen und abgenutzten Kniegelenken verkaufen sich halt auch nicht rasend gut und die Probleme sind ja auch soooo weit weg, wenn man erst 20 ist. Ich hätte mich sehr bedankt, wenn meine Mutter mir mit 15 erklärt hätte, dass es völlig o.k. sei, jeden Tag 100 Kilo durch die Gegend zu wuchten.
Vernünftiger Lebensstil von Kindesbeinen an
Verlogenheit nenne ich das, nicht Body-Positivity. Ehrlich wäre es hingegen, junge Menschen – egal ob Burschen oder Mädchen – schon von Kindesbeinen an zu einem vernünftigen und gesunden Lebensstil zu erziehen. Dazu gehört, in einer Welt des Überflusses und der Verlockungen Kinder nicht zum wahllosen, beiläufigen Essen, sondern zum vernünftigen Verzicht und Maßhalten zu erziehen, ohne sie zu asketischen Genuss-Muffeln zu machen, die jedes Salatblatt drei Mal umdrehen und Schokolade für Teufelszeug halten. Würde übrigens auch in anderen Lebensbereichen dazu beitragen, jungen Menschen den Start ins Erwachsenwerden zu erleichtern…
Mit sinnvollem Gewichtsmanagement zum Normalgewicht
Konstruktiv wäre auch, jungen Menschen ein sinnvolles Gewichts-Management beizubringen. Kontrolle gehört da leider dazu. Wer in der westlichen Welt der jederzeitigen Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln nicht auf sein Gewicht achten muss, um den würde ich mir mehr Sorgen machen als um jenen, der regelmäßig auf die Waage steigen muss, um seine Kilos im Zaum zu halten. Ich kenne keine einzige Frau mit BMI im Normalbereich, die nicht zumindest ab und an auf die Waage steigt, bewusst isst und moderat Sport treibt. So einfach ist das. Alles andere ist Schönrederei. Kann man machen, bringt aber nix…
Richtiges Gewichts-Management kann man lernen. Selber frisch kochen hilft dabei enorm. Man bekommt ein Gefühl für Mengen, für Inhaltssoffe, man lernt, wo versteckter Zucker drin ist und wie viel besser „gute“ Kohlehydrate als leerer Junk-Schrott schmecken. Und außerdem ist Kochen enorm kreativ, sinnlich und wenn man es als gemeinsame Quality-Time ansieht, auch ein Booster für´s Familienleben! Just do it!
Ich bin bekennender Sprot-Muffel. Ich laufe nicht gerne, mir geht Yoga ganz ehrlich auf die Nerven, ich kann Cardio- und Spinningtraining nicht leiden und bei Bauch-Bein-Po-Training zähle ich die Minuten… Aber ich liebe meine wohlgeformten Rehbeine, ich mag gerne jeden Modetrend mitmachen können ohne zu überlegen, ob das Mode-Objekt meiner Begierde mich vorteilhaft aussehen lässt und ich wache morgens gerne ohne Rückenschmerzen auf. Außerdem binde ich gerne jedem meine Laborwerte auf die Nase, die – O-Ton meines Internisten – jene einer „18-Jährigen vor der Matura“ sind… Ich kämpfe also jeden Tag einen Kampf gegen meinen inneren Schweinehund. Glücklicherweise siegt (fast immer) meine Eitelkeit und die Einsicht: Von nix kommt nix… Also hab ich tapfer den Corona-Kilos den Kampf angesagt und strampel jeden Morgen eine halbe Stunde am Crosstrainer und verknote mich beim herabschauenden Hund. Für die Figur und das Ego. Weil ich es will und weil ich es kann!!! Just do this, too!