Schräge Wege
Schräge Wege sind eine Frage des Blickwinkels
Ein Perspektivenwechsel ist eine gute Sache, um den Blick auf eine andere Sicht der Dinge zu bekommen. Diese Binsenweisheit kennen wir zur Genüge aus diversen Business-Seminaren, Frauen-Zeitschriften und Psychologie-Ratgebern. Doch wie genau kriegt man das hin? Welcher Blickwinkel ist es, den meine derzeitige Situation vielleicht gerade dringend verlangt und wie sehr muss ich mich verknoten, um mich upside down betrachten zu können? Und wie schräg geht in unserer heutigen durchgetakteten Welt gerade noch durch, ohne als völlig durchgeknallt zu gelten?
Die beruhigende Antwort: Richtig schräg geht richtig gut!
Nicht immer sind die eingetretenen Pfade jene, die uns zum Ziel bringen. Und da bekanntlich das Ziel das Ziel ist und nur Weg in Dauerschleife auf die Dauer ein bisserl fad wird, sollten wir uns manchmal überlegen, ob unorthodoxe Wege nicht auch zum Ziel führen.
Jeder von uns ist bis zu einem gewissen Grad berechenbar. Jene, die uns gut kennen, können unsere Reaktionen, Argumentationen und Handlungen meist gut abschätzen. Das ist auch gut so, denn das macht uns unter anderem sozial kompartibel für andere. Manchmal ist es aber durchaus angesagt, das Muster zu brechen und die vermeintlich schrägen Wege zu suchen.
Mache das Unerwartete!
Wer im Alltag beispielsweise geprägt ist durch Ratio und Kopf-Entscheidungen, der sollte auch mal eintauchen in die Welt der Kunst und Kreativität und sich treiben lassen von Form, Farbe, Haptik und Musik. Die Konzentration auf das reine Schaffen und das Ausblenden von Wertigkeiten und Werthaltigkeiten macht frei im Kopf und lässt uns unser kreatives Potential erfahren und im besten Fall ausschöpfen.
Jenen, die in eher kreativen oder sozialen Berufen tätig sind, tut es andererseits gut, sich mal mit der kühlen Logik von Business, Effizienz und Zahlen zu beschäftigen. Die Machbarkeit und Umsetzungsfähigkeit im Kleinen wie im Großen ist es, die man bei aller kreativen Ader auch benötigt, um Ziele zu erreichen, da gehört die Beschäftigung mit Finanzen und Zahlen genauso dazu wie der Kreativprozess per se.
Der jeweils andere Zugang eröffnet Freiräume im Denken, Probleme werden plötzlich viel mehrdimensionaler wahrgenommen und das tut dem Miteinander und im Speziellen der Konfliktlösungskompetenz auf allen Ebenen unheimlich gut. Wer sich mit der Materie des Gegenübers auskennt, spricht schnell dieselbe Sprache und kann das Verbindende über das Trennende stellen.
Du traust Dich nicht? Du hast Angst, als Dilettantin angesehen zu werden, wenn Du Dein gewohntes Fahrwasser verlässt?
Es ist der Zug der Zeit, dass uns eingeredet wird, dass nur hochspezialisierte Fachkräfte das einzig Wahre sind und über unsere Karriere bestimmen. Wir finden – ganz das Gegenteil ist der Fall. Natürlich muss man in seinem Fachgebiet super drauf sein, das allein bringt frau aber nicht in die Führungsebene. Wer ganz oben mitspielen will, muss alle Winklen des Spielbretts nicht nur vom Hörensagen kennen und außerdem zum richtigen Zeitpunkt mit unerwarteten Spielzügen aufmerken.
Vielleicht gelingt Euch ja im Urlaub der erste Schritt?
Gute alte Kamera schnappen, Smartphone zu Hause lassen und Motive durch den Sucher betrachten. Drehen, kippen, Perspektiven ausprobieren, Verbindungen visualisieren, die Schönheit im ganz Kleinen und im ganz Großen erkennen… Ich liebe es, mit meiner Kamera durch die Gegend zu streifen und meine Umwelt einmal ganz anders wahrzunehmen. Angenehmer Nebeneffekt: Es entstehen Erinnerungsfotos, die ich auch noch nach Jahren gerne ansehe!